Alex Morrin: Der Spiegel von Feuer und Eis

Die junge Cassim ist nicht nur eine begabte Edelsteinschneiderin. Sie hat eine Gabe, die sie in ihrer Welt einzigartig macht: Sie spürt das Leben der Steine selbst und kann Edelsteine heilen. Gebrochene Juwelen werden wieder ganz unter ihren Händen und matte Steine bekommen ihren Glanz zurück. Cassim hört ihr Lied, ihre Klage, ihre Freude. Es ist diese Gabe, die sie interessant macht für die Mächtigen ihrer Welt: Die Eiskönigin und den Lord des Feuers, zwischen denen erbitterte Feindschaft herrscht, seit ein magisches Artefakt, der Spiegel von Feuer und Eis, zerschlagen wurde. Der Spiegel, einst verantwortlich für das Gleichgewicht zwischen Feuer und Eis, Sommer und Winter, ermöglichte den Wechsel der Jahreszeiten. Nun, da er zerschlagen ist, herrscht in Cassims Welt ewiger Winter unter der strengen Hand der grausamen Eiskönigin. Als ein Fremder Cassim von ihrem Onkel, der sie eine Sklavon hält, kaufen will, flieht sie und stolpert über den mysteriös-faszinierenden Morgwen und den Faun Jornas. Sie erzählen dem ahnungslosen Mädchen von dem zerschlagenen Spiegel und forden von ihr, der Edelsteinheilerin, den Spiegel wieder zusammenzusetzen. Doch schon in diesem eigentlich einfachen Auftrag steckt ein Riesenproblem – man kann den zerschlagenen Spiegel auf verschiedene Arten zusammensetzen und damit das Gleichgewicht zu Gunsten von Eis oder Feuer verschieben, oder ihn „richtig“ zusammensetzen und den Wechsel der Jahreszeiten wieder herstellen. Jornas gibt sich als Diener des feuerlords aus, Morgwen scheint nur für sich selbst zu arbeiten. Cassim folgt ihnen und schenkt Morgwen, in den sie sich schon bald heimlich verliebt, ihr Vertrauen. Sie reisen gemeinsam zu dem Berg, der den zerschlagenen Spiegel beherbergt, doch unterwegs müssen sie zunächst noch Spiegelscherben aus der Hand eines grausamen Prinzen entwenden. Was es mit den Scherben auf sich hat, was sich hinter den mächtigen Firnwölfen verbirgt, die die kleine Gruppe jagen, und wie sich am Ende alles ganz anders auflöst, als man erwartet hätte, sollte jeder selbst lesen.
„Der Spiegel von Feuer und Eis“ ist ein spannendes Buch für junge Leserinnen, an denen aber auch ältere Fans romantischer Fantasy ihren Spaß haben werden. Alex Morrin ist es gelungen, eine faszinierende, eisklirrende Welt zu erschaffen. Mit Cassim und Morgwen begleitet der Leser Protagonisten, die ihn trotz der Eiswelt nicht kaltlassen. Das Ende überrascht und macht glücklich. Das ist romantische Fantasy wie ich sie mag.

Lynn Raven: „Der Kuss des Kjer“

Er ist ein Wüstling, ein Rüpel, ein brutaler Schlächter, ein Krieger, der nach Pferd und Stahl stinkt – und er hat sie ausgetrickst und aus ihrer Heimatstadt entführt, um sie vor seinen König zu bringen. Lijanas, die Heilerin, ist sauer, und das zu Recht. Mordan, genannt „Der Blutwolf“, erster Heerführer der Kjer, der im Krieg unglaubliche Gräueltaten an ihrem Volk begangen hat, ist nicht gerade das, was Lijanas als angenehme Gesellschaft bezeichnet.  Sie will nur eins – weg, und das schnell. Doch das Schicksal meint es anders mit ihr und dem dunklen Krieger. Während sie auf Reisen in einer Wüstenstadt festsitzen, in der eine Seuche tobt, kommen die Heilerin und der Krieger einander näher, und Lijanas entdeckt, dass da unter der Rüstung und der fellbedeckten Haut des Kjer noch etwas anderes liegt als die blutdüstende Bestie, von der alle Welt berichtet. Auch Mordan scheint Lijanas‘ Gefühle zu erwidern. Alles sieht so gut aus, er verspricht sogar, sie nach Beendigung des Auftrages, für den die in die Stadt der Kjer gebracht werden soll,  ehrenvoll nach hause zurückzugeleiten – doch es soll alles ganz anders kommen. Auf einmal wird der Jäger zum Gejagten, der Heerführer zum Gefangenen und die Heilerin zum Werkzeug. Das Ende ist überraschend – und hinreißend romantisch.

 

Fazit: ein Fantasy-Liebesroman, der Spaß macht, nicht kitscht und sympathische Helden zeigt, die sich interessant entwickeln. Lijanas, obwohl durch und durch Frau, wird niemals zum zeternden, kreischenden Weibchen. Sie ist eine selbstbewusste, starke Heldin, die weiß, was sie will, die mit ganzer Seele liebt und die bereit ist, Opfer zu bringen. Eine sehr symapthische, ehrliche, nachvollziehbare Frauenfigur, die es verdient, beachtet zu werden.

 

 

Rezension: „Kalt glimmen die Sterne“

Anthologie, Vampirgeschichten, Sphera-Verlag.

Vampire – immer wieder eine Inspiration für Generationen von Schriftstellern. In dieser Anthologie geben sich die Blutsauger ein Stelldichein und zeigen sich von all ihren facettenreichen Seiten. 22 engagierte Autorinnen und Autoren beleuchten in ihren Kurzgeschichten die Aspekte des Vampirseins, mal mit Tragik, mal mit Humor, mal mit einem Augenzwinkern. Die Geschichten sind nachdenklich, bissig, böse, düster, blutig. Hier findet jeder Vampirfreund sicher eine passende Geschichte für seinen Geschmack.
Leider wirkt es bei einigen der Geschichten, als hätten die Autoren mit der Zeichenzahlbegrenzung zu kämpfen gehabt, als hätte ihnen der Platz gefehlt, ihre Idee wirklich so zu bearbeiten, wie sie es verdient hätte. Man war gerade drin in der Geschichte, da war sie auch schon wieder zuende – schade, denn bei einigen dieser interessanten Blutsaugergesellschaft wäre ich gern länger geblieben. Alles in allem eine solide Sammlung spannender Geschichten.
Meine persönlichen Favoriten:
„Der Schützling“ von Romy Wolf
„Der Misanthoph“ von Tanja Meurer
„Abschied“ von Ivayne Jacob
„Seelenblut“ von Sanjina Kashikar
Soweit ich weiß, soll es noch eine zweite Vampir-Anthologie von Sphera geben. Freunde der blutsaugenden Zunft dürfen gespannt sein.