Alana Falk: Bis ins Herz der Ewigkeit – zum heulen schön!

Bis ins Herz der Ewigkeit Klappentext: Hamburg im Jahre 1888. Die siebzehnjährige Kaufmannstochter Sarah weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Längst hat sie sich damit abgefunden und fügt sich bereitwillig den Anweisungen ihres Vaters, sich zu schonen und den Familiensitz niemals zu verlassen. Doch dann begegnet sie Jan, dem Sohn der Schneiderin, der eine geheimnisvolle magische Gabe besitzt und einen längst verloren geglaubten Wunsch in ihr weckt: den Wunsch, ihrem Schicksal zu entkommen. Mit Sarahs Gefühlen für Jan wächst auch ihr Wille, um ihr Leben zu kämpfen. Aber die Zeit drängt und schon bald beginnt Sarah zu verstehen, dass es für die Erfüllung ihres Wunsches mehr braucht als bloße Magie…

Alanas Falks historischer Liebesroman zog mich von der ersten Seite an in seinen zarten, magischen Bann. Der Schreibstil ist flüssig und poetisch, malt Bilder des historischen Hamburg und ließ die Figuren vor meinen Augen lebendig werden. Sehr gut gelungen ist der Autorin der dezente Umgang mit Magie und phantastischen Elementen, die beinahe nebensächlich eingeführt werden und trotzdem immer verständlich und logisch nachvollziehbar bleiben. Die Geschichte an sich lebt nicht von großer, theatralisch-pathetischer Handlung, sondern von stillen, sanften Tönen, von einer eher leisen Leidenschaft und von den Träumen und Schicksalen der handelnden Personen. Warum legt Sarahs Vater so viel Wert darauf, dass kein Mensch seine magische Gabe verschwendet? Was sucht er wie ein Besessener, statt Zeit mit seiner todkranken Tochter zu verbringen? Hat der Arzt, der das exakte Todesdatum eines Menschen vorhersagen kann, wirklich immer recht? und was ist die mysteriöse Wächterin auf dem Friedhof? Hilfe oder Gefahr?
Wer Antworten auf diese Fragen haben möchte, dem sei es ans Herz gelegt, „Bis ins Herz der Ewigkeit“ zu lesen und nicht nur zu lesen – zu genießen. Wer nah am Wasser gebaut ist und gern richtig intensiv mit Romanfiguren leidet, empfehle ich eine Großpackung Taschentücher. Ihr werdet sie brauchen.

Helen B. Kraft: Höllenjob hoch zwei – wunderbar respektlos!

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Man hat’s nicht leicht, wenn man ein Dämon ist, schon gar nicht so ein gutaussehender wie Shati… pardon, Shatan. Höllenfürstin Luzifer hat es in jeder Hinsicht auf ihn abgesehen. Und dann bekommt er auch noch die undankbare Aufgabe, in die Welt der Menschen zu gehen und Luzifers Tochter zu suchen – die zugleich auch noch Tochter des Allmächtigen ist. Die bildhübsche Evangelina führt ein ganz normales Erdenmenschenleben und hat keine Ahnung von ihrer göttlich-höllischen Verwandtschaft – eine Tatsache, die sich schnell ändert, als auf einmal nicht nur Shatan, der muskulöse Dämon mit dem sexy Quastenschwanz, in ihrer Wohnung auftaucht, sondern auch noch der etwas tumbe Erzengel-Kraftprotz Gavarel mit seinem Flammenschwert. der Erzengel nämlich denkt pragmatisch – tötet er Evangelina, ist sie für immer sicher vor ihre höllischen Mutter, denn dann landet sie schließlich direkt im Himmel.
Herrlich respektlos und humorvoll jongliert Hellen B. Kraft mit Gott und der Welt, Dämonen und Engeln, taxifahrenden Kali-Jüngern und einem immer noch unter uns weilenden Gottessohn samt passenden Latschen und Gras in der Tasche, wenn sie Shatan und Evangelina durch ihre abenteuerliche Flucht vor dem Zorn Gottes und einer aus den Ohren qualmenden Luzifer führt. Herrlich dabei die staubtrockenen Kommentare der körperlosen Stimme Gottes, Metatron, der sich immer wieder andere menschliche Wirte suchen muss, durch deren Mund er dann spricht – was häufiger mal zu Verwirrung führen kann.
Der Schreibstil ist flüssig und gespickt mit Humor und Wortwitz. „Höllenjob für einen Dämon“ ist eine rasante, skurrile, romantische Komödie für alle, die ihren Sinn für Spaß nicht vollkommen verloren haben und auch mit dem sehr augenzwinkernden Umgang mit Kirche und christlicher Mythologie umgehen können. Ein Höllenjob für einen Dämon, aber ein Höllenspaß für den Leser!

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Und es geht weiter.
Nachdem Evangelina und Shatan es zum ersten himmlich-höllischen Liebespaar geschafft haben, bekommt diesmal eine wirklich höllische junge Dame Probleme. Lilith, Tochter von Luzifer und Asmodeus und indirekt Schuld daran, dass Luzifer wegen Ehebruchs aus den himmlichen Gefilden flog, wird beschuldigt, Hamit-Häpächät, das erste Wächterschwert, gestohlen zu haben. Lilith, die für ihre Intrigen aus dem ersten „Höllenjob“-Band in den Himmel verbannt wurde und dort nun im weißen Seidenkleidchen unter der Aufsicht des Seraphen Ravael Harfe üben muss, ist sich keiner Schuld bewusst. Dennoch: Lilith muss es gelingen, das Wächterschwert innerhalb von drei Tagen zurückzubringen, sonst rollt ihr Kopf. Ravael wird an ihre Seite gestellt – gestraft mit kleinen rosa Puschelflügelchen. Seine bronzenen Seraphenschwingen hat der Allmächtige einbehalten, da er denkt, Rave hätte nicht ordnungsgemäß auf die kleine Chaotin Lilith aufgepasst. Auf der Erde schließen sich Lilith und dem wirklich sexy Ravael der schon bekannte Shatan an, sowie der gefallene Engel Elegoth und ein flammender, sprechender Kaktus namens Ingo. Sorry. Inglorius.
Ob diese Chaostruppe, begleitet von Metatron, es schaffen kann, das Wächterschwert wiederzufinden, und wer nun tatsächlich an diesem niederträchtigen Diebstahl Schuld ist, das sollte man besser selbst lesen, denn keine Zusammenfassung kann Helen B. Krafts humorige Schreibe wirklich wiedergeben.
Die Frage, ob es gelungen ist, nach dem „Höllenjob für einen Dämon“ einen würdigen Nachfolger zu bringen, kann man nur mit Ja beantworten – Höllenjob für einen Seraph ist mehr als das. Dieses Buch ist düsterer, bissiger, respektloser und dabei ebenso witzig, spannend, romantisch und sexy wie sein Vorgänger. Helen B. Kraft ist es gelungen, eine dichte, spannende Geschichte zu weben und einen ganz neuen Blickwinkel auf Himmel und Hölle zu werfen.
Und am Ende stellen wir fest: Dämonen und Seraphen, Götter und Höllenfürstinnen sind irgendwie auch nur Menschen. Ein Höllenspaß, wieder einmal.

Sigrid Hunold-Reime: Schattenmorellen

Das war Krimi-Lektüre vom feinsten. Spannend, emotional, mitreißend, ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte und das ich innerhalb eines Tages verschlungen habe, nachdem ich unvorsichtigerweise heute morgen beim Tee die erste Seite in meinem Kindle „aufschlug“.

Die 71-jährige Martha will frühmorgens die reifen Schattenmorellen in ihrem Garten im Cuxhavener Stadtteil Stickenbüttel ernten. Sie wird von einem Gewitter überrascht und fällt vom Baum. Mit einem gebrochenen Arm und einer Gehirnerschütterung wird Martha ins Krankenhaus eingeliefert. An den Unfall kann sie sich nicht mehr erinnern. Dafür umso besser an eine schicksalhafte Sommernacht vor 54 Jahren. Damals wütete auch ein Gewitter und es gab unter der Schattenmorelle einen Toten. Im Krankenhaus trifft sie die 48-jährige Eva, die als junges Mädchen ihre Nachbarin war. Für beide Frauen wird der Krankenhausaufenthalt eine harte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Dabei übersehen sie fast die tödlichen Gefahren der Gegenwart …

So der Klappentext von „Schattenmorellen“. Dahinter verbirgt sich eine komplexe Geschichte, in der sich Vergangenheit und Gegenwart miteinander verweben und unerwartete Wendungen auf jeder Seite lauern. Sigrid Hunold-Reime schreibt so mitreißend, dass es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen, denn durch die Perspektive – die Geschichte ist komplett aus Marthas Sicht und im Präsens geschrieben – ist man ganz nah dran am Geschehen, man leidet mit Martha und so wie sie mit Eva leide, leidet man auch als LeserIn. Mit beiden Frauen.
Einen im Präsens verfasten Roman zu lesen ist für mich ungewohnt und gewöhnungsbedürftig, aber fiel mir nur am Anfang schwer. Schon nach wenigen Seiten war ich so hineingesogen in die so tragischen Geschichten dieser beiden ungleichen und doch so gleichen Frauen, dass ich das Präsens nicht mehr als ungewohnt empfunden habe, sondern als die einzige Art, auf die man diese Geschichte erzählen kann.

Da es gemein ist, die Auflösung eines Krimis zu verraten, sei nur so viel gesagt: das Ende ist böse. Extrem böse. Und ausgesprochen zufriedenstellend. Ich habe das Buch mit einem breiten, schadenfrohen Grinsen geschlossen und genieße es gerade, mich garstig für die Heldinnen zu freuen.