Manuskriptnekromantie – 4 Tipps zum Wiederbeleben von Schubladenmanuskripten

typewriterSchubladenmanuskripte und halbfertige Romanzombies – welcher Autor kennt das nicht?
Da ist der nicht fertige Roman aus dem NaNoWriMo. Die im ersten Moment so genial wirkende Jugendbuch-Idee. Das voller Enthusiasmus begonnene und dann nie wieder angefasste High-Fantasy-mit-Aliens-Projekt.

Hand aufs Herz – jeder hat ihn, diesen Ordner namens „zu beenden“ oder „halbfertig“, diese Festplattenbücher. Und jeder kennt das – diese Scheu, sich wieder an lange nicht bearbeitete Manuskripte zu setzen.

Ich auch.

Und darum teile ich hier mit euch ein paar meiner Tricks, wie du dich motivieren kannst, so einen Romanzombie wieder zum richtigen Leben zu erwecken.
#1 Lesen

Ja, auch wenn es viel ist, auch wenn du denkst, du kommst einfach so wieder rein und kannst einfach so weiterschreiben. Lies das alte Zeug noch einmal. Wenn du magst, lass den inneren Lektor mitlesen. Korrigiere Tippfehler. Beobachte Handlungsstränge, Figuren und Stil. Wie fühlt sich das Buch an, wie lebendig sind die Figuren, was fühlst du beim Lesen – und kannst du dir vorstellen, beim Schreiben dasselbe wieder zu fühlen? Riechst, siehst, schmeckst du etwas beim Lesen? Springt das Kopfkino an?

 

#2 Check: Ist noch genug Liebe da?

Ein kritischer Blick. Gefällt dir das Manuskript noch? Oder gab es einen Grund, warum es damals in der Schublade verschwand? Springt beim Lesen der Funke über? Fragst du dich, warum du gerade dieses Buch damals unbedingt schreiben wolltest? Denkst du vielleicht sogar: Wow. Das habe ICH geschrieben?

Wenn nicht mehr genug Liebe da ist, sorge dafür, dass das Manuskript aus deinem direkten Sichtbereich verschwindet. Magst du es nicht löschen, dann speichere es auf einer Wechselplatte, brenne es auf eine CD oder schiebe es auf einen USB-Stick. Oder schicke es an Freunde und bitte sie, es für dich aufzubewahren. So ist es nicht „weg“, aber es steht dir auch nicht ständig vor Augen und kann dich nicht mehr belasten oder dir ein schlechtes Gewissen machen.

Und wenn du weißt, warum du genau dieses Buch damals schreiben solltest: dann verliebe dich neu. Und schreib das Ding.

 

#3 Plotten – mach es spannend

Hast du es nicht schon getan, plotte. Wenigstens grob. Nach meiner eigenen Erfahrung verschwinden die meisten Manuskripte in der Versenkung, weil ich nicht weiß, wie es weitergehen soll. Weil mich der berühmte Mid-Book-Blues gepackt hat. Geht es dir genauso?

Dann überlege dir, wie es weitergehen soll, bevor du dich wirklich aufs Schreiben stürzt. Wo willst du mit deiner Hauptfigur hin, was plant der fiese Bösewicht? Wo stecken Konflikte? Wendepunkte?

Vielleicht war es auch ein Mangel an Spannung und/oder Konfliktpotential, was dein Manuskript in die Schublade verbannte. Suche nach Stellen im Manuskript, an denen du mehr Spannung und mehr Konflikte integrieren kannst. Mach es spannend! Für deine Leser. Aber vor allem für dich.

 

#4 Schreib!

Genau. Schreib. Setz dich dran. Nimm dir vor, jeden Tag wenigstens einen Satz an dem Ausgrabungsobjekt zu schreiben. Meist bedingt ein Satz den nächsten. Fürchtest du, wieder nicht am Ball bleiben zu können, sorge für Motivation von Außen.
Suche dir Romanpaten oder Betaleser, die in regelmäßigen Abständen nach „mehr“ brüllen. Stell schon mal den Sekt kalt, den du köpfen wirst, sobald du das Wort „Ende“ getippt hast. Schick den inneren Kritiker zum Haitauchen auf die Malediven und verliebe dich neu in dein Buch. Wenn du bis hierher gekommen bist, dann hat es das verdient.

 

Und nun: viel Erfolg!

Katers Balkon-Blues Teil 1

kater_klein Alles neu macht der … März?

 
Sieht so aus. Nicht nur mein Mensch hat gewütet, um diesem Blog ein neues Gesicht zu geben. Auch in der realen Welt wird gerade heftig gewerkelt. Fremde Menschen kamen und bauten uns ein Gerüst vor das Wohnzimmerfenster. So weit, so gut. Das war ja noch ganz spannend.

 
Weniger spannend: Der darauf folgende abartige Lärm und die seitdem dauerhaft verschlossene Balkontür. Wie soll ein Kater denn bei so einem Krach meditativ die Welt beobachten? Und vor allem – wie soll er Frühjahrsluft schnuppern, wenn ständig die Balkontür verschlossen ist?
Aber fangen wir vorn an.

 
Tag 1: Das Gerüst wächst. Ich habe keine Ahnung, was das soll. Aber zusehen ist lustig, also sehe ich zu.

 
Tag 2: Mein Mensch läuft Amok und räumt in einer Hauruckaktion die gesamte Balkoneinrichtung in den Keller. Einschließlich meines geliebten Sitzbretts. Mein Kuschelkissen landet in der Waschmaschine. Ich beginne, eine Verschwörung zu vermuten, als sie mich nachdrücklich in die Wohnung verweist und anfängt, das Katzenschutznetz wegzuschneiden. Denn ohne das Netz darf ich ja nicht raus. Und wenn ich ohne das Netz nicht rausdarf … ihr seht, worauf ich hinauswill. Ich fühle mich sabotiert und in meinen Rechten als dienstältester Kater des Hauses eingeschränkt. Sowas kann man mit mir nicht machen!

 
Tag 3: Langsam verstehe ich, warum meine Menschen nicht mehr wollen, dass ich hinausgehe. Andere fremde Menschen sind gekommen und besprühen unseren armen Balkon. Mit Hochdruck. Und Sand. Es ist laut. Für Menschen.
Fragt euch, wie laut es für mich sein muss. Ich versinke in Selbstmitleid, fluche innerlich und kompensiere meinen Frust, indem ich nach Leckerlis schreie, bis sich ein Mensch meiner erbarmt.

 
Tag 4: Als ob es nicht schon genug gewesen wäre mit dem Hochdruck und dem Sand, rückt jetzt ein Presslufthammermensch den Balkonfliesen zu Leibe und verwandelt unsere Oase der Ruhe in eine Mondlandschaft. Ich sitze vor der Tür, starre auf das Trümmerfeld und kann es nicht fassen. Meine Wellness-Oase ist weg.

 
Tag 5: Es ist Samstag. Wir hoffen auf Ruhe, aber nichts da. Die Trümmer werden entsorgt, draußen auf dem Hof wummert ein undefinierbares generatorbetriebenes Etwas, das in regelmäßigen Abständen Estrich ausspuckt.

 
Es ist laut.

 
Meine Menschen flüchten.

 
Sie komme erst zurück, als das Chaos bereits beendet ist. Auf meinem Balkon befindet sich eine graubraune Schicht, die niemand betreten darf, weil sie erst aushärten muss.

 
Seitdem liegen die Arbeiten brach. Ich warte ab, wie Katzen es tun, beobachte durch das Wohnzimmerfenster und hoffe, dass sich eines schönen Tages die Balkontür wieder öffnet und ich meine Meditationen bei schönem Frühlingswetter fortsetzen kann.
Bis dahin sei gesagt: Umbauarbeiten auf Webseiten sind lange nicht so laut und so dreckig wie Umbauarbeiten auf Balkons.
Es sei denn, der Webseitenbesitzer flucht.

Wir lesen uns.

Euer
Katertier

Veröffentlicht unter Blog

Hilfe – ein Logikloch!

kreativchaos Ihr erinnert euch. Die „Zwielichter“ machen Pause. Schuld daran sind zwei Dinge. Zum einen ist das Manuskript noch nicht komplett fertig. Es fehlen noch Die Böse Wendung kurz vor Schluss und natürlich Das Tolle Ende mit ganz viel Drama und Heldentränen.
Zum anderen – und das ist ein viel größeres Problem – hat eine meiner Betaleserinnen ein Logikloch im Manuskript entdeckt und mir liebevoll eingepackt rübergereicht.

Ein Logikloch.

Panik.

Erste Reaktion: „Oh nein, ich werde das gesamte Manuskript in die Tonne treten udn nie wieder daran schreiben, alle Bolgeinträge dazu löschen und noch mal ganz von Vorn anfangen.“

Zweite Reaktion: Okay. Nachdenken. Fragen wir doch mal nach, wo sich das böse Logikloch befindet.

Und die große Erleichterung: auf den letzten Seiten, und es lässt sich ausbügeln, ohne dass ich alles, was schon geschrieben wurde, umbauen und umbasteln muss.

Trotzdem wird es bis April dauern, bis es wieder Zwielichtschnipsel gibt.

Logiklöcher und ich – eine ewige Hassliebe. Ich bin Wenigplotter und Bauchschreiber. Fixe Ideen nisten sich beim Schreiben im Kopf ein und ploppen dann plötzlich zu Unzeiten wieder auf. Meistens bringen sie auch noch einen ganzen Wurf kleiner Ideenwelpen mit, die mir kläffend um die Füße rennen und alle zur gleichen Zeit Aufmerksamkeit wollen.

Und ich denke: Ach, du bist aber eine niedliche Idee, komm her, dich verarbeite ich jetzt zu einer tollen Szene. Das wird super.
Die Idee grinst, frisst meine Schokolade,  schlürft meinen Kaffee und setzt sich auf meine Tastatur.
Und ich schreibe so wild drauflos, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenke, was vorher gewesen ist. Es zählt, was jetzt passiert. Die tollen Szenen, die mir diese niedliche kleine Idee einflüstert, die inzwischen vollgefresen auf dem Rücken liegt und immer noch grinsend dabei zusieht, wie ich mich um Kopf und Kragen schreibe.

Und schon ist es passiert. Der nächste, der die Ausgeburt meiner Kreativität liest, findet das Logikloch.
Was lernen wir daraus? Erst denken. Dann schreiben.

Und vielleicht doch mal plotten. Es muss ja nicht gleich die Schneeflockenmethode sein.

Warum die (und überhaupt ausgiebigstes Plotten) nicht so meins ist, erzähle ich euch in einem meiner nächsten Einträge zum Thema „Schreiben“.

 

Und ihr so? Plotten, nicht plotten? Was war euer dickster Logik-Klops? Erzählt mir etwas!