Dahlia von Dohlenburg: Meermänner küsst Mann nicht

Als Dahlia im Tintenzirkel-Fantasyautorenforum ihre gay romance-Märchenadaption „Meermänner küsst Mann nicht“ vorstellte, war sofort klar: dieses Buch muss ich haben. Die Vorlage, Andersens „Kleine Meerjungfrau“ hat mich schon zu meiner Kinderzeit in ihren Bann geschlagen. Ich schaute die tschechische Filmversion jedes Mal, wenn sie mir im Fernsehen über den Weg lief, ich besaß das Märchen als Hörspiel und natürlich in Buchform, ich liebe die Disney-Version ebenso wie das Original (weil ich Andersen trotz allem „es passt und so traurig ist es letztendlich ja irgendwie doch nicht“ sein eher tragisches Märchenende nie so richtig verziehen habe).
Und ich bin absolut verliebt in Dahlias schnuckeligen Meermann Iain, der wie die kleine Meerjungfrau im Märchen mit seiner Stimme einen finsteren Zauberer bezahlt, um an Land gehen, ein Mensch werden und das Herz des angebeteten Königs Flint gewinnen zu können. Sehnsüchtig wartet Iain auf den Kuss der wahren Liebe von Flints Lippen – doch der junge König hat ganz andere Pläne.
Aber da ist noch jemand, der Iain schon seit Jahren heimlich liebt: Prinz Lennard, des Königs Bruder, dem einst Iain den Schmuck seiner Mutter ans Ufer brachte – in der irrigen Meinung, Lennard sei sein Bruder Flint. Seit diesem Tag begehrt Iain den König – und Lennard ist bis über beide Ohren in Iain verliebt.
Bis Geheimnisse gelüftet und Meermänner endlich erlösend geküsst werden können, vergeht viel Zeit, in der man den armen leidenden Iain einfach nur in den Arm nehmen und knuddeln möchte.

Geschickt bringt Dahlia von Dohlenburg alle Elemente des Märchens in ihre Version der Geschichte ein: den Meerkönig, der in den Menschen nur Feinde sieht, den bösen Zauber, Iains Furcht, zu Meerschaum zu werden, sollte er nicht binnen vier Tagen den erlösenden Liebeskuss erhalten, und den Dolch, der das Leben des Königs beenden soll, damit Iain ins Meer zurückkehren kann.
Bei Dahlia wird im Gegensatz zur Vorlage am Ende alles gut – für alle, aber auf welchen verschlungenen Wegen, das soll hier nicht verraten werden. Das lest lieber selbst. Wenn ihr gay romance mögt und in die „Kleine Meerjngfreu“ genauso verliebt seid wie ich, dann werdet ihr dieses romantische, süße Märchen nicht mehr aus der Hand legen können und danach selbst über Meermänner schreiben wollen.
Ich fahre dann mal an die Küste und suche in den Wellen nach einem Gesicht mit grünen Augen und langem schwarzen Haar.

Tanja Rast: Magiefunken I (Der Magie verfallen V)

Wer kennt das nicht? Da hat man eine Reihe Romane mit sympathischen Helden geschrieben und kann sich irgendwie nicht wirklich von den Herrschaften lösen. Wenn dann auch noch Anfragen von LeserInnen kommen, die fragen, wie es denn mit diesem oder jenem Heldenpaar weitergeht, dann kommt man als AutorIn ja fast nicht darum herum, anzufangen, zu denken, herumzuspinnen und schließlich zu plotten. Genau das hat Tanja Rast gemacht und ihrer gay romance-Reihe „Der Magie verfallen“ einen Kurzgeschichtenband hinzugefügt, der die Heldenpaare noch einmal in den Fokus nimmt, nachdem sie ihre großen Abenteuer bravourös bestanden haben.

Und so begegnen wir Belac und Jiras aus Königsmacher wieder, die wir bei ihrem ersten Auftrag als Ritter der neu gekrönten Königin begleiten und wieder einmal Zeugen sein dürfen, wie sich Jiras gekonnt in Frauenkleidern bewegt. Es gibt ein Wiedersehen mit Terez und Noriv aus Elfenstein in einer abenteuerlichen Geschichte um Terez‘ nicht ganz so einfache Schritte in die Gesellschaft der Elfen. Livan und Torik aus Klosterschatz haben die Wirren des Krieges hinter sich gelassen – denken sie zumindest, haben dabei aber nicht mit der genialen Fiesigkeit ihrer Autorin gerechnet, die die beiden immer noch entsetzlich verliebten Helden zusammen mit Nonne Pelev in eine garstige Verschwörung stolpern lässt. Und nicht zuletzt treffen wir Griv und Talon aus Feuerzauber wieder, und wieder (das darf ja wohl nicht wahr sein!) hat Talon vor Griv ein Geheimnis – was dieser so gar nicht verknusen kann.

In ihrer unnachahmlichen Art lässt Tanja Rast ihre LeserInnen noch einmal mit den liebgewonnenen Helden bangen und hoffen – und nicht nur einmal auch herzlich lachen. „Magiefunken“ ist ein gelungenes Bonbon zur ersten Staffel von „Der Magie verfallen“, und ich verrate sicherlich nicht zu viel, wenn ich sage, dass wir uns auf noch viel mehr spannende gay romance-Abenteuer aus ihrer Feder freuen dürfen.
Wer die Romane mochte, wird auch an den Kurzgeschichten zur Reihe Spaß haben.

Ju Honisch: Seelenspalter

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite: Ju Honischs Roman „Seelenspalter“, dessen weiterer Titel „Geheimnisse der Klingenwelt“ eine Reihe verspricht – was mich hochgradig freut, denn „Seelenspalter“ ist ein echtes Juwel.

Das Mädchen Maleni landet bei den Schemenjägern der Xyi, einem geheimnisumwobenen Assassinenorden, nachdem sie mit ansehen musste, wie marodierende Soldaten ihr Haus plünderten und ihre Familie grausam ermordeten. Aufgegabelt von der Schemenjägerin Niccela wird Maleni von Schemenjäger zu Schemenjäger weitergereicht, bis sie schließlich ihre Ausbildung im „Berg“ beginnt – einem Ort, der ebenso sagenumwoben ist wie die mysteriösen Xyi selbst.
Ihre Seele wird geteilt in Maleni, die unscheinbare Magd, und Taryah, die verführerische Tänzerin, die mit Gift auf den Lippen tötet.

Als Maleni nach einem von Taryahs Aufträgen eine Entscheidung trifft, die sie den Anschluss an ihre Karawane verpassen lässt, sieht sie sich Schwierigkeiten gegenüber. Sie muss fliehen, wird verfolgt, angegriffen – und auf mysteriöse Weise gerettet. Sie findet sich in der Gesellschaft zweier Wanderschmiede wieder, mit denen sie seit ihrer Rettung ein gemeinsames Schicksal verbindet – bis zu dem Punkt, an dem Maleni sich entscheiden muss, und ihr größter Feind plötzlich sie selbst ist: der Taryah-Anteil in ihr.

Ju Honisch erzählt Malenis Geschichte mit dem ihr eigenen feinen Humor, den ich schon bei ihren anderen Romanen so sehr mochte. Intensiv beschreibt sie Malenis Zwiespalt und ihre wachsende Beziehung zu den beiden Schmieden, die so viel mehr sind als nur einfache Handwerker.

Bis zum Ende spannend, ein Buch, das ich nur schwer aus der Hand legen konnte. Ich freue mich schon auf weitere Romane aus Ju Honischs Feder, die in der Welt von „Seelenspalter“ spielen.