Eine Nacht in der Oper, oder „Drama, Baby!“

Gestern war ich seit einer halben Ewigkeit wieder einmal in einer Oper und habe da erst gemerkt, wie mir das doch gefehlt hat. Es gab „La Traviata“, aufgeführt von einem tschechischen Ensemble mit einer grandiosen Sopranistin, der man die Hauptrolle nicht nur stimmlich, sondern auch vom Aussehen her abgenommen hat. Wirklich: schön war das. Und welch ein Drama! Liebe, Sinnlichkeit, Leidenschaften, Geld, Glücksspiel im Hinterzimmer, Edelkurtisanen, Duelle, Eifersucht.
Ist das nicht der Stoff, aus dem heute noch immer Großes Kino gestrickt wird? Zum ersten Mal ist mir wirklich bewusst geworden, dass zu den Zeiten, als es noch kein Kino gab, eine Theater-oder Opernaufführung genau das für die Menschen war, was heute ein romantischer, spannender, dramatischer oder actionreicher Hollywoodstreifen ist. Schade, dass die Oper nicht mehr so ein gesellschaftliches Ereignis ist wie früher. Nicht, dass man nicht auch heute noch in der Pause mit Bekannten quatscht und Sekt schlürft. Aber was wurde früher alles in Opernlogen verhandelt, was wurde nicht alles in Opernlogen getrieben an verbrechen und Geldschiebereien? Die Oper inspiriert – sonst hätte es wohl nie den Roman „Das Phantom der Oper“ gegeben oder all die Nachfolger, die sich mit dem berühmten Maskengesicht befassen. Sehr zu empfehlen ist da übrigens der Roman Das Phantom von Susan Kay, das die Geschichte von Gaston Leroux‘ Phantom aus dessen Perspektive ganz neu erzählt.
Ich bin gespannt, wozu die Oper mich noch inspirieren wird.