Monika Felten: „Die Nebelsängerin“

Die 16jährige Ajana staunt nicht schlecht, als sie erfährt, dass sie zum einen eine irische Ahnin hat und zum anderen von dieser auch noch etwas geerbt hat – ein faszinierendes Runenamulett mit einem Mondstein in der Mitte. Bei dem Amulett: ein Blatt mit Notenschrift. Als Ajana die Melodie zu spielen beginnt, wird sie in die phantastische Welt Nymath gezogen, bevölkert von Menschen und Elben und den mit ihnen verfeindeten Uzoma. In Nymath tobt eine Schlacht, Menschen und Elben gegen die Uzoma, die sich der Anbetung eines blutrünstigen finsteren Gottes verschrieben haben. Ajana erfährt, dass sie diejenige ist, auf die alles wartet: die Nebelsängerin, Nachfahrin eine Elbenpreisterin, die die ersten Nebel gewoben hat. Nebel, die das Land der Elben und der mit ihnen verbündeten Menschen vor dem Einfall der Uzoma schützen. Ajanas Aufgabe ist es, die magischen Nebel neu zu weben und den Kampf zu beenden.
„Die Nebelsängerin“ ist der Auftakt einer Trilogie und entführt in eine stimmige, in schöner Sprache beschriebene Welt. Die Erzählweise ist eher ruhig, aber das hat mir an dem Buch eher gefallen. Gut dargestellt sind die Utoma, die, wie sich im lauf der Geschichte herausstellt, gar nicht wirklich die Bösen sind, sondern auch einfach nur an einem schönen, fruchtbaren Ort leben wollen wie die anderen Völker Nymaths.
Was mir nicht gefallen hat, ist, dass die Autorin sich in verschiedenen Mythologien und vor allem bei den Elben Tolkiens eher bedient hat als sich davon inspirieren zu lassen. Die Elben von Nymath sprechen sogar Sindarin. Die Charaktere bleiben blass und klischeehaft, bei Ajana drängt sich der Begriff „Mary Sue“ geradezu auf, Nebenfiguren bleiben plakativ. Ajanas schwierige Aufgabe löst sich mehr oder weniger von allein, ohne dass die Heldentruppe mehr tut, als sich auf eine gefährliche Reise zu begeben. Handlungsfäden werden begonnen, aber nicht zuendegeführt – vermutlich passiert das in den Folgebänden, dennoch stört es mich erheblich, wenn eine tatsächlich mal interessante Figur auftaucht, nur um dann ein paar Kapitel weiter irgendwo abgeparkt und erst mal nicht mehr erwähnt zu werden. Ein ganz großes Manko ist zudem in meinen Augen die Antagonistin. Sie tritt für meinen Geschmack viel zu theatralisch auf und wirkt streckenweise auf mich eher lächerlich als gefährlich.
Fazit: „Die Nebelsängerin“ ist eine nette, leicht und schnell zu handhabende Lektüre für nebenbei, allerdings ohne großen Tiefgang. Ich war enttäuscht.

Kira Maeda: „Seidenfessel“

Isabelles Halbbruder Shin ist verschwunden, und Isabelle reist nach Japan, um etwas über seinen Verbleib herauszufinden. Als ihr klar wird, dass Shin Verbindungen zur japanischen Mafia haben muss, beginnt sie, als Journalistin getarnt Erkundigungen über die Yakuza einzuziehen – und sieht sich wenig später selbst in deren Händen. Der geheimnisvolle Yakuza Toshi bietet ihr einen Handel an – einen Monat lang erfüllt sie die von ihm gestellten Aufgaben, und besteht sie diese, bekommt sie die gewünschten Informationen über Shin. Isabelle willigt ein und ist schon nach kürzester Zeit verstrickt in mehr als nur seidene Fesseln.
Toshi zieht sie an wie das Licht einen Nachtfalter. Zu unwiderstehlich ist sein Charme, zu gnadenlos seine erotische Ausstrahlung. Was als Handel begann, wird zum Spiel um Macht. Wie gefährlich dieses Spiel tatsächlich ist, wird Isabelle erst klar, als sie sich ihrer Gefühle für Toshi bewusst wird – und Toshis Feinde erkennen, wie wichtig die aufregend schöne Isabelle für die Zukunft des Oyabun ist. 

Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich diesen Roman verschlungen und schon nach der allerersten erotischen Szene sabbernd auf dem Sofa gesessen. Kira Maeda versteht es, auch Bondage-unerfahrenen Leserinnen wie mir die Kunst des Shibari schmackhaft zu machen. Zwischen den Seiten knistert es gehörig, man kann es kaum erwarten, Isabelle ihre nächste erotische Aufgabe lösen zu sehen. Dabei bleiben die Schilderungen ihrer Sexabenteuer stets ästhetisch, und auch Leserinnen, die Bondage/SM eher ablehnen, dürften die Szenen nicht zu hart erscheinen. Dazu entführt Kira Maeda ihre Leser(innen) in die exotisch-fremde Welt Japans, und man merkt jedem kleinen Detail an, dass die Autorin Asien liebt.
Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht, und ich kann es jeder Liebhaberin erotischer Literatur nur empfehlen.