Das Bulletjournal: meine externe Festplatte

Inspiriert von Sabrina Zelezny, die vor einiger Zeit auch schon mal zum Thema Bullet Journal gebloggt hat (und wir beide aus zumindest einem gemeinsamen Grund das Bullet Journal nutzen), möchte ich heute meine Version dieses praktischen kleinen Erinnermichs vorstellen. Ich nutze es privat, für meinen Schreibkram, im Job, und gehe nicht mehr ohne dieses Buch aus dem Haus.

Meine Variante ist kein klassisches Bulletjournal mit von Tag zu Tag neu gestalteten Tages-oder Wochenübersichten. Ich bin ein fürchterlich unorganisiertes Flusenhirn und brauche Struktur, von Anfang an. Also habe ich mir Mitte des vorletzten und auch des letzten Jahres ein Notizbuch geschnappt und ihm ein Kalendarium verpasst. Eine Jahresübersicht, dann für jeden Monat eine Monatsübersicht mit zwei Spalten für Job und Privates/Selbständiges und eine Übersicht für jede Woche. Zwischen den einzelnen Monaten lasse ich eine oder zwei Doppelseiten Platz. Das hat sich im letzten Jahr bewährt, und da ich neben einem Flusenhirn auch noch ein Gewohnheitstier bin, mache ich es in diesem Jahr wieder so.

PLATZ ist etwas, was mir in fertig kaufbaren Kalenderbüchern immer gefehlt hat. Dafür hatten diese Kalenderbücher von allem anderen meistens zu viel, nämlich von Listen zu Dingen, die ich nie im Leben brauche. Dafür fehlte mir immer der Platz für Listen, die ich führen wollte, und Platz für Notizen. Das führte dazu, dass ich den gekauften Buchkalender irgendwann gar nicht mehr benutzte und Termine entweder auf rumfliegenden Zetteln notierte oder versuchte, sie mir zu merken. Ihr ahnt, wohin sowas führt.

 

Mein persönliches Bulletjournalkalenderdings ist anders. Ich habe zu diesem Notizbuch, das ich wirklich überall mit mir herumschleppe, ein ganz anderes Verhältnis, weil ich schon vor dem Beginn des neuen Jahres jede Seite in diesem Buch berührt, beschrieben und umgeblättert habe, während ich angefangen habe, ihm die Struktur zu geben, die ich brauche. Seitenzahlen, Inhaltsverzeichnis, Kalendarium, Listen. Während ich überlegte, was ich an Listen brauche, wie ich meine Wocheneinteilung gestalte und wo ich wie viel Platz freilasse für Notizen, hatte ich das Buch in der Hand oder es lag vor mir auf dem Schreibtisch. Wir haben uns aneinander gewöhnt, dieses Buch und ich, ich sehe es an und weiß, wie der Einband sich anfühlt, wie das Papier, wie das Lesebändchen.

Das Buch ist mehr als „nur“ ein Kalender oder ein Notizbuch. Es ist nicht nur meine Gedankenstütze, mein Erinnermich und mein Hirnentfluser. Es ist ein Alltagsbegleiter und eine tägliche kleine Achtsamkeitsübung, die nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, mir aber trotzdem ein wenig bei der Frage hilft, wo denn verdammt noch mal der Tag schon wieder abgeblieben ist.

Was notiere ich?
Termine. Klar. Und weil sich Termine eben manchmal schon im alten Jahr für das kommende Jahr anschleichen, habe ich zwei Jahresübersichten in meinem aktuellen Buch. 2018 und 2019. Termine kommen in die Monatsübersichten und von dort in die Wochenübersichten, wenn die Woche angebrochen ist. Oder sie landen, wenn sie erst für 2019 relevant sind, in der 2019er Jahresübersicht.

Tägliche ToDo-Listen. Jeder Tag hat seine eigene kleine To-Do-Liste, die kann aus nur einem einzigen Punkt bestehen (Post wegbringen!) oder vielen – je nach dem, was gerade so anliegt. Was geschafft wurde, wird abends abgehakt oder auf den nächsten Tag geschoben. Da trennt sich automatisch wichtiges von dringendem und weniger wichtiges von total unwichtigem.

Zitate. In meinem BuJo gibt es zwei Doppelseiten unter der Überschrift „Wortbegegnungen“. Manchmal stolpert man unterwegs über einen coolen Spruch, ein berührendes Zitat, eine Weisheit, bei dem man stutzt und dann „Ja! Genau!“ sagt. Vielleicht möchte ich diese Zitate irgendwann einmal wiederfinden oder sie besonderen Menschen schenken. Erst mal wandern sie ins BuJo, damit ich sie nicht vergesse.

Zentangle. Ich lasse mir Seiten zum tanglen frei. BuJo und Stifte habe ich immer bei mir, also kann gar keine Langeweile aufkommen, wenn ich mal irgendwo warten muss.

Ideen. Auf meinen „Kreative Ecke“-Seiten ist Platz für alle möglichen und unmöglichen Ideen für neue Schreibprojekte und Zeugs, über das ich vielleicht mal bloggen könnte.

Geschenklisten und Wunschlisten für andere und für mich. Kennt ihr das? Ohhhhgottogott, XY hat ja nächste Woche Geburtstag, was soll ich ihm bloß schenken? Vielleicht hat XY irgendwann bei einem Treffen ja mal dieses oder jenes Buch, einen bestimmten Film, ein Spiel, einen Gegenstand erwähnt, irgendwas, was er gern mal haben möchte? Im BuJo notiert bleiben die Wünsche gesammelt und ich kann schnell nachgucken, ob ich mir für XY nicht doch schon mal was aufgeschrieben habe. Und wenn mich jemand fragt, was ich mir wünsche (außer nicht dickmachender Schokolade), kann ich auch eben fix nachsehen.

Und noch etwas gibt es in meinem BuJo: diverse „Tracker“, in denen ich mir Dinge notiere, die ich über das Jahr angehen möchte.

Gewichts-Tracker: spricht für sich. Ich gehe mehrmals im Monat auf die Waage und notiere das peinliche Ergebnis, in der Hoffnung, dass es irgendwann mal nicht mehr ganz so peinlich ist.

Ausmist-Tracker: ja, genau. Ich entrümple meinen Krempel und möchte am Jahresende sehen, was ich alles geschafft habe. Schwarz auf weiß.

Dankbarkeits-Tracker: Dinge, für die ich besonders dankbar bin, notiere ich mir in meinem BuJo. Es ist erstaunlich, wie sehr es hilft, über Dinge nachzudenken, für die ich dankbar bin, wenn ich mal wieder im „ist ja doch alles Mist“-Modus durch die Gegend schleiche.

Bücher/Lese-Tracker: Alles, was ich so lese im Laufe des Jahres, landet dort.

Schreib-und Veröffentlichungs-Tracker: an was ich so arbeite, was ich in diesem Jahr auf den Markt werfe oder an den Verlag bringe – das alles notiere ich mir, um mich am Jahresende darüber zu freuen, was ich alles geschafft habe.

Im letzten Jahr habe ich versucht, einen monatlichen Habit-Tracker zu führen, um mir zu notieren, wie oft im Monat ich es schaffe, Sport zu machen, mich gesund zu ernähren, mein Blog und meine Facebookseiten zu pflegen und noch so einiges andere mehr, aber das artete mir dann doch schnell in zu viel Arbeit aus, ich vergaß es dauernd und habe es Mitte des Jahres aufgegeben. Für dieses Jahr habe ich die Idee des „Year in Pixels“ übernommen. In einem Raster, in dem Monate und Tage aufgetragen sind, markiere ich jeden Tag in einer der Grundstimmung des Tages zugewiesenen Farbe. Was das wird, kann ich nach einem halben Monat noch nicht sagen. Wahrscheinlich wird es aber bunt.

Bunt ist ein gutes Stichwort. Mein BuJo ist nicht so unglaublich hübsch und elaboriert, wie es vielleicht einige von den Bildern auf Pinterest oder Instagram zum Thema BuJo-Gestaltung kennen, aber es ist bunt. Ich arbeite mit Finelinern in verschiedenen Farben, Washi-Tape, bunten Klebefähnchen und Textmarkern in Neonfarben, benutze Aufkleber und Post-Its. Das ist das Schöne am BuJo – jede/r kann es gestalten, wie es ihm oder ihr gefällt, von extrem minimalistisch bis extrem elaboriert.

Für mich hat sich das System bewährt. Auch wenn ich immer noch zusätzlich Onlinekalender führe, um meine Termine mit denen des Gatten oder der Arbeitsgruppe abzugleichen. Aber einen Vorteil hat die Notizbuchvariante doch: sie funktioniert immer. Auch bei Naturkatastrophen, leerem Handyakku und Stromausfall.