Ideensammlung: Der Gehstock im Keller

Gestern wurde mir die Idee zu einer Urban Fantasy-Geschichte sozusagen auf dem Silbertablett präsentiert.
Ganz nah, direkt in unserem Wohnblock, existiert anscheinend eine Urban Legend, eine ganz kleine, ganz persönliche, die nur dieses Haus und seine Bewohner angeht. Ich fragte mich schon seit unserem Einzug vor einem Monat, was es wohl mit dem Gehstock auf sich hat, der neben dem Kellereingang hängt. Da es im haus einige gehbehinderte Menschen gibt, habe ich mir nichts weiter dabei gedacht – wahrscheinlich gehört er einem unserer E-Rollstuhl-Fahrer. Weit gefehlt. Beim Kellereinräumen trafen wir auf unseren „Kellernachbarn“, der uns von der lieben alten Dame erzählte, die die Vor-Vormieterin unserer Wohnung war und über deren Tod vor wohl noch nicht ganz zwei Jahren das ganze Haus sehr traurig war. Der Stock im Keller gehörte ihr. Und niemand möchte ihn wegräumen. Er steht da und erinnert an eine Frau, die alle mochten. Mir kam gleich der Gedanke an einen Schutzgeist. Der Nachbar im Keller lächelte nur, als ich den Stock ansah und sagte: „Sie passt jetzt wohl auf dieses Haus auf.“
Ich würde daraus gern eine Geschichte machen. Mal sehen, was da noch wächst. Ich sehe unsere Wohnung gerade mit ein wenig anderen Augen. Wenn Häuser reden könnten. was würden sie uns wohl erzählen?

Kater der Woche

„Heute bin ich Maria.“
Nee, Dosenöffner, du bist nicht Maria, du bist Tina. Und was willst du mir damit überhaupt sagen?
Achso. Diese Geschichte aus der Bibel, die dir seit dem Orgeldienst bei Mutters Frauenkreisjubiläum nicht mehr aus dem Kopf geht. In der es um Besuch geht und um alles-stehen-und-liegen-lassen beziehungsweise stundenlanges Rumrödeln in der Küche, um dem Besuch ein tolles Essen auf den Tisch zu zaubern. Es geht um Jesus, der die Schwestern Maria und Martha besucht. Und während Martha in der Küche herumwuselt und säuerlich zu Maria schielt, setzt diese sich hin, lässt den Haushalt Haushalt sein und quatscht ganz gemütlich mit dem Gast. Und der sagt auch noch, Maria sei diejenige, die es richtig macht. Kein Wunder, dass Martha sauer ist auf ihre Schwester.
Aber hat Maria nicht recht? Da kommt jemand, den man lange nicht gesehen hat, und man verschwindet erst mal in der Küche? Und dann steht das perfekte Essen auf dem Tisch, Dreigängemenue, alles prima, man isst, und der Gast… bedankt sich danach und geht. Und dann stellst man fest, dass man nicht ein Wort miteinander geredet hat. Und man bleibt zurück, enttäuscht, frustriert über die Kürze der gemeinsamen Zeit. ist nicht eine Umarmung und ein ausgiebiges Gespräch, ein gemeinsamer Spaziergang oder eine gemütlich auf dem Balkon getrunkene Tasse Kaffee, garniert mit Keksen aus einer Tüte, die man noch irgendwo rumfliegen hatte, besser als das perfekte Promi-Diner?
Sei doch mal Maria.
Oder, um es mit kätzischer Weisheit zu sagen: Lebe. Für den Moment. Jetzt. Hier. Der Augenblick, der gerade da ist, der kommt nie wieder und er ist so schnell vorbei wie ein Schweifschlag, wie ein Schnurrhaarzucken, wie ein Augenzwinkern. Setzt euch zusammen, wenn ihr Gäste habt, Seite an Seite, schweigt oder redet, ganz gleich, aber tut es gemeinsam. Nicht, dass es euch so geht wie dem Mann in einem Lied, der sich immer wieder vornimmt, sich bei einer alten bekannten zu melden. Und als er es endlich tun will, steht der Postbote mit einem Telegramm vor der Tür, in dem nur drei Worte stehen: Heather died today.
Genießt den Augenblick, nutzt den Tag und denkt an eure Freunde.
Euer
Kater

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Es geht wieder los: Deutscher Phantastikpreis

Alle Jahre wieder – die Nominierungsrunde für den Deutschen Phantastik-Preis ist gestartet. Wie jedes Jahr werden in den verschiedensten Kategorien Preise vergeben – Romandebüt, Roman, Kurzgeschichte, Anthologie, Illustration, phantastischer Webauftritt und, und, und. In diesem Jahr wird es keine bereits bestehende Liste geben. Jeder, der mag, kann Vorschläge einreichen, also: nominiert, was das Zeug hält! Der Preis wird wie in jedem Jahr auf dem BuCon verliehen.
Zum Formular geht’s hier: https://dontapir.de/dpp/Vorrunde/

Und vielleicht hat ja jemandem „Feuersänger“ so gut gefallen, dass er ihn nominieren möchte? 🙂 Ich würde mich freuen.