Die „Aquatic Ape“-Theorie oder „Do you believe in mermaids?“

Gestern fragte mich meine indische Arbeitskollegin: „Do you believe in Mermaids?“
Ich sagte: „Yes, of course I do. Because there are dragons, too.“ Dabei dachte ich an die Galapagosechsen und die Komodo-Warane und was es da sonst noch so alles gibt. Und daran, dass das Manati, die Seekuh, von frühen Beobachtern auch oft fälschlich für ein meerjungfrauenartiges Wesen gehalten wurde.
Meerjungfrauenmythen ziehen sich durch die gesamte Geschichte. Bei vielen Völkern, die räumlich weit voneinander getrennt sind und zwischen denen es aller Wahrscheinlichkeit nach nie einen Austausch von Legenden gegeben hat, gibt es Darstellungen von Mischwesen mit menschlichem Oberkörper und Fischschwanz. Deutlich älter als das Andersenmärchen von der Kleinen Meerjungfrau. Es gibt Darstellungen bei den Wikingern, mittelalterliche Zeichnungen, angeblich sogar Bilder in einer Höhle in Ägypten, an einem Ort, an dem vor Millionen von Jahren einmal das Meer das Land noch berührte.
Der pseudodokumentarische Animal-Planet-Film „Mermaids – the body found“ basiert auf den Untersuchungen eines Wissenschaftlerteams zu Massenstrandungen von Walen, die auf Experimente der amerikanischen Navy mit Sonarsystemen zurückzuführen sind. Angeblich wurden die Effekte von Niederfrequenz-Sonarsystemen untersucht, besonders tiefen, massiven Schallwellen, die bei marinen Lebewesen zu schwersten Organschäden führen können, das Sonarsystem von Meeressäugern durcheinanderbringt und für die Massenstrandung von Walen verantwortlich gemacht wird. In dem Film finden Kinder vor Eintreffen der Navy zwischen den gestrandeten Walen einen eigenartigen Körper am Strand, filmen ihn und werden später von der Navy dazu angehalten, von ihrem Fund niemandem etwas zu sagen. Das Wissenschaftlerteam, das die Schäden an den Walen untersucht, untersucht ebenfalls Aufnahmen von Walgesängen und findet darin immer wieder dieselbe komplexe Klangstruktur, die sie den „Bloob“ nennen. Die Klänge sind so komplex, dass sie als eine Art Sprache interpretiert werden können. Zudem scheinen die Wesen, die die Bloob-Klänge verursachen, mit Delfinen zu kommunizieren. Die Wissenschaftler legen los. In Südafrika werden sie von einem Fischer angesprochen, der ihnen den Kadaver eines großen Hais zeigt. Doch nicht der Hai ist das interessante, sondern das, was er gefressen hat und das, was in seiner Haut steckt.
Der Mageninhalt des Raubfisches besteht aus Knochen, Wirbeln, einem Beckenknochen, Schädelfragmenten und einer an die einer Seekuh erinnernden Schwanzfluke. Daneben finden die Wissenschaftler einen Knochen, der eindeutig Bearbeitungsspuren aufweist. Humanpathologen bestätigen: das Wesen, das der Hai verschlungen hat, hat den aufrechten Körper eines Menschen, Hände, deren Finger mit Schwimmhäuten verbunden sind, einen Fischwanz und einen Schädel, der anatomisch so gebaut ist, dass sein Besitzer in der Lage ist, sich mit einem Sonar ähnlich dem eines delfins zu orientieren und über Klänge ähnlich Walgesängen zu kommunizieren.
Meermenschen – gibt es so etwas tatsächlich?
Hier kommt die Aquatic Ape Theory von Sir Alistair Hardy und anderen zum Einsatz. Diese geht von der Möglichkeit aus, dass aufgrund vieler dafür sprechender physiologischer Eigenschaften Vorfahren des Menschen eventuell an eine aquatische Lebensweise angepasst waren. Dafür spricht zum Beispiel das Vorhandensein eines Unterhautfettgewebes, wie man es auch bei Meeressäugern findet, die fehlende Körperbehaarung, der Tauchreflex menschlicher Säuglinge, die Fähigkeit, kontrolliert den Atem anzuhalten, das Vorhandensein rudimentärer Schwimmhäute zwischen den Fingern (in seltenen Fällen als Atavismus deutlich ausgeprägt), sowie der Salzgehalt von Tränen und Schweiß, der eventuell zur Ausscheidung überschüssigen Salzes gedient haben könnte. Die Hypothese geht ebenfalls davon aus, dass der aufrechte Gang des Menschen sich von dem Moment an entwickelte, in dem frühe Primaten sich dazu entschlossen, sich die Küstenregionen als Lebensräume zu erschließen und in das Wasser hineinzuwaten, um dort nach Nahrung zu suchen. Die Entwicklung ausgeprägter Intelligenz führen die diversen Hypothesen zum Teil auch auf den Eiweißreichtum von Fisch und Meeresfrüchten als Nahrung zurück.

So, und nun?
Was wäre wen… wenn sich ein Zweig dieser „Wasseraffen“ parallel zum Menschen weiterentwickelt und vollständig an eine aquatische Lebenswesie angepasst hätte? Was, wenn diese frühen Primaten tatsächlich komplett ins Wasser gegangen und dort geblieben wären? Wie würden sie jetzt wohl aussehen? Haarlos. Der Körper stromlinienförmig. Kräftige Arme mit Händen und Schwimmflossen zwischen den Fingern. Händen, die in der Lage sind, Werkzeuge herzustellen. Einem mit einem Sonarsystem ausgestatteten Schädel mit großen Augenhöhlen und viel Platz für ein hochentwickeltes Gehirn. Einem aus zwei Beinen zusammengeschmolzenen Fischschwanz mit Schwanzflosse, deren Skelett aus den Fußknochen gebildet wird. Dieses Wesen ist ein Säuger, pflanzt sich auf ähnliche Weise fort wie Wale und Delfine, und so wie der Landmensch die Jagd mit Hunden entwickelt hat, jagen die Wassermenschen in Gemeinschaft mit Delfinen. Sie ziehen im Schutz der großen Walschulen, folgen ihren Wegen.
Und stranden mit ihnen, denn ihr Sonar wird durch die Sonarexperimente der Armeen ebenso durcheinandergbracht und verletzt wie das der Wale.

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir uns nicht erklären können.
In jedem Jahr werden neue Arten entdeckt und beschrieben, gefunden an den entlegendsten Plätzen dieser Erde.
Wir haben unseren Planeten noch lange nicht bis zum Ende erforscht.
Und solange mir niemand das Gegenteil bewiesen hat, möchte ich an eine Wasseraffentheorie glauben. Warum nicht?
Es gibt Drachen und Dinosaurier, auch jetzt noch. Warum also keine Meermenschen?

Informationen zum Film „Mermaids – the body found“

Gibt man den Filmtitel auf Youtube ein, kann man sich den ganzen Streifen ansehen, gesplittet auf neun Einzelhäppchen. Er ist wirklich gut gemacht, so gut, dass man sich immer wieder fragt, wie viel davon nun fake ist und wie viel echt. Interessantes Thema für einen Wissenschaftsthriller oder ein bisschen Biologensteampunk, oder…